Wie lassen sich Thrombosen verhindern?
Pressetext Weiler aktualisiert 06/20
Eine venöse Thrombose ist ein Verschluss von tiefen oder oberflächlichen Venen. In den meisten Fällen sind Beinvenen betroffen. Bleibt eine Thrombose unentdeckt und wird nicht behandelt, kann eine lebensgefährliche Lungenembolie resultieren. Venenthrombosen und Lungenembolien zählen mit 250.000 Erkrankungsfällen pro Jahr in Deutschland zu den häufigsten Erkrankungen. Das Verhindern von Thrombosen wird in der medizinischen Fachsprache auch mit „Thromboseprophylaxe“ umschrieben.
1. Welche Situationen können Thrombosen verursachen?
Beim Entstehen von Thrombosen liegen meistens mehre Ursachen gleichzeitig vor.
Langes Sitzen und Bewegungsmangel allgemein kann durch einen verlangsamten Blutfluss in den Venen Thrombosen begünstigen. Erweiterte tiefe Venen oder Klappenschäden nach abgeheilten Thrombosen verursachen venöse Stauungen. Ausgeprägte Krampfadern lassen das Blut in das oberflächliche Venensystem zurückfliesen. Hier wird das tiefe Venensystem durch Rückstauungen in die oberflächlichen Venen zusätzlich belastet.
Akute und chronisch entzündliche Erkrankungen führen zu einer Aktivierung der Blutgerinnung und Steigern das Thromboserisiko. Bei längerer Bettlägerigkeit werden Thrombosen zusätzlich begünstigt. So erklärt sich wahrscheinlich auch das gehäufte Auftreten von Thrombosen bei der Coronavirus Erkrankung bzw. Covid-19 Patienten.
Bei der Einnahme von Hormonen/der Pille bewirkt der Östrogenanteil eine leichte Steigerung der Blutgerinnung. Vor allem die Kombination mit anderen Risikofaktoren, wie Rauchen oder angeborene Gerinnungsstörungen sollte beachtet werden.
Angeborenen Gerinnungsstörungen liegen häufig bei spontan auftretenden Thrombosen ohne erkennbare Ursache vor. Eine vererbbare Gerinnungsstörung betrifft den Faktor V der Blutgerinnung. Diese Faktor V Mutation ist bei 5 % der Bevölkerung in Europa anzutreffen. 2 % der Bevölkerung sind Träger der Prothrombin Mutation, eine weitere angeborene Gerinnungsstörung mit vermehrter Thromboseneigung. Vererbbare Thromboseneigungen können nur durch eine spezielle Labordiagnostik, der sog. Thrombophilie-Untersuchung, nachgewiesen werden.
Operationen und Verletzungen tragen durch eine eingeschränkte Beweglichkeit oder durch eine direkte Aktivierung der Blutgerinnung zur Erhöhung des Thromboserisikos bei. Übergewicht, Flüssigkeitsmangel und auch Krebserkrankungen sind als weitere Ursachen zu nennen.
2. Wie werden Thrombosen behandelt?
Hierzu stehen heute verschiedene blutgerinnungshemmende Medikamente zur Verfügung. Am häufigsten werden zu Beginn der Behandlung niedermolekulare Heparine eingesetzt. Diese Medikamente werden als Bauchspritzen verabreicht. Weitere blutverdünnende Medikamente stehen in Tablettenform zur Verfügung. Hier stehen sog. Vitamin-K Antagonisten und Medikamente aus der Gruppe der modernen Antikoagulantien (sog. NOAK) zur Verfügung. Über Art und Dauer der Behandlung muss individuell entschieden werden.
3. Wie lassen sich Thrombosen verhindern?
Alle Bewegungen der Beine unterstützen sehr effektiv den venösen Rückstrom aus den Beinen. Schnelles Gehen, Walken, Joggen, Radfahren - die klassischen Ausdauersportarten – pumpen das Blut aus den Beinvenen zum Herzen und führen zu einer aktiven Entstauung der Beine. Dieser Effekt wir auch als Wadenmuskelpumpe bezeichnet.
Wichtig bei der Verhinderung von Thrombosen ist das Tragen von Kompressionsstrümpfen. Diese unterstützen durch den Gewebedruck den venösen Rückfluss und verhindern auch Anschwellen der Beine. Auch sind sie ein wesentlicher Bestandteil bei der Behandlung von akuten Thrombosen. Im Fachhandel werden neben medizinischen Kompressionsstrümpfen auch Reisetrümpfe oder modische Stützstrümpfe angeboten, diese Produkte besitzen eine geringere Kompressionswirkung.
Nach einer ausbehandelten Venenthrombose oder bei bekannten Risikofaktoren ist ggf. in besonderen Situationen eine medikamentöse Thromboseprophylaxe ratsam. So zum Beispiel bei sehr langen Autofahrten, auf Langstreckenflüge etc.
Bei besonderer Belastung der Beine, bei langem Stehen und Sitzen, sind regelmäßige Bewegungen der Sprunggelenke, eine sog. Wadenmuskelgymnastik, zu empfehlen. Kalte Bäder und Güsse und das Wasserstreten nach Kneipp entstauen die Beine und sind wohltuend.
Zum Schutz vor Thrombosen können und sollen ihnen die Tipps rund um die Beinvenen helfen. So lassen sich das unangenehme Anschwellen der Beine auf der Reise in den Urlaub oder auch das Entstehen von Thrombosen verhindern.
4. Wie erkenne ich, dass ich gefährdet bin?
Eine Thrombosegefährdung ist nicht direkt zu erkennen. Ausgedehnte Krampfadern, chronische Hautveränderungen am Unterschenkel, stark geschwollene Beine oder auch anhaltende Stauungsbeschwerden sind ein Hinweis auf Venenerkrankungen und sollten abgeklärt werden. Plötzlich auftretende Wadenschmerzen können die Vorboten einer Thrombose sein. Gehäufte Thromboseereignisse in der Familie können auf das Vorliegen einer vererbte Gerinnungsstörung hinweisen.
5. Muss ich sofort reagieren?
Bei Beschwerden im Unterschenkel, vor allem mit Schwellneigung sollte immer eine möglichst zeitnahe Abklärung mit einer Ultraschalluntersuchung erfolgen. Vor allem bei einem plötzlichen Beginn der Beschwerden. Je schneller die Therapie einsetzt, umso besser ist auch die Prognose.
6. Sind die entstandenen Schäden reversibel?
Wenn Thrombosen in einem frühen Stadium erkannt werden und eine Therapie rasch eingeleitet wird, sind die entstanden Schäden am Venensystem fast immer komplett reversibel.
Thomas Weiler-14.06.2020