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Antworten auf wichtige Fragen zum Thema Venenerkrankungen

Vor allem optisch sind Krampfadern ein Ärgernis. Manchmal führen sie aber auch zu Beschwerden wie Hautveränderungen oder geschwollenen, schweren Beinen am Abend. In solchen Fällen sollte ein Venenspezialist abklären, was dahintersteckt. Der Pforzheimer Facharzt Thomas Weiler gibt Antworten auf wichtige Fragen.

Venen sind Hochleistungsgefäße. Sie transportieren das venöse Blut zurück zum Herzen. Besondere Arbeit verrichten die Beinvenen unter statischer Belastung, beim Stehen und Sitzen, denn hierbei ist der Blutfluss gegen die Schwerkraft gerichtet. Um diesen Blutfluss gegen die Schwerkraft zu ermöglichen, arbeiten verschiedene Systeme zusammen. Die Venenklappen finden sich in den tiefen und oberflächlichen Venen. Durch ihren Ventilmechanismus verhindern sie den Rückfluss des Blutes. Bei körperlicher Bewegung wird der venöse Blutfluss in den Beinen zusätzlich durch die Wadenmuskelpumpe unterstützt.

Die Ursache der Erkrankung liegt hauptsächlich in der genetischen Veranlagung zur Venenwand- und Bindegewebsschwäche, die sehr stark verbreitet ist. Venenerkrankungen gehören nach Erhebungen der Weltgesundheitsorganisation zu den häufigsten Krankheiten überhaupt und zählen somit zu den Volkskrankheiten. Die eigentliche Ursache für die Entwicklung der Varikosis ist im aufrechten Gang des Menschen zu sehen. Das Blut muss ja, wie schon erläutert, beim Stehen und Sitzen aus den Beinen bis zum Herzen gegen die Schwerkraft zurückgepumpt werden. Bei familiärer Veranlagung wirken sich venenbelastende Faktoren wie Bewegungsmangel, stehende oder sitzende Tätigkeiten sowie Übergewicht besonders ungünstig aus. Die größere Häufigkeit von Krampfadern bei Frauen wird durch die zusätzliche Belastung des Venensystems während der Schwangerschaft und die Hormoneinwirkung verursacht.

Krampfadern entstehen auf Basis einer venösen Stauung, durch Veränderung der Venenwand und nicht mehr funktionierende Venenklappen im oberflächlichen Venensystem. Es entwickelt sich ein Rückstau des Blutes in die Unterhautleitvenen. Diese Erkrankung wird als Stammvarikosis bezeichnet. Häufige und typische Beschwerden entstehen vor allem bei fehlender Bewegung und dem dadurch bedingten Ausfall der Wadenmuskelpumpe sowie gleichzeitiger statischer Belastung der Beinvenen, wie es beim Stehen und Sitzen der Fall ist. Typisch sind schwere, müde und geschwollene Beine, Spannungsgefühl in den Unterschenkeln und in der Knöchelregion. Die Beschwerden sind vor allem abends und in der warmen Jahreszeit verstärkt. Natürlich können sie auch andere Ursachen haben. Deshalb ist eine Untersuchung beim Arzt sinnvoll.

Am Beginn steht eine klinische Untersuchung der Beine. In der Regel wird anschließend das tiefe und oberflächliche Venensystem untersucht. Nur noch in seltenen Fällen wird eine Darstellung der Venen mit Kontrastmittel notwendig. Grundsätzlich lässt sich sagen, dass, je frühzeitiger eine Varikosis der Beinvenen sichtbar wird, umso eher auch eine Untersuchung erfolgen sollte. Die rechtzeitige Behandlung kann Komplikationen und Folgeschäden vermeiden. Wenn bereits ein bestimmter Hochdruck in den geschädigten Venen besteht, muss eine Behandlung eingeleitet werden.

Zunächst kann man mit medizinischen Kompressionsstrümpfen den venösen Abstrom des Blutes aus den Beinen unterstützen. Kleinere sogenannte Seitenastvarizen sind für eine Verödungsbehandlung geeignet. Ausgeprägte Befunde sollten meist operativ behandelt werden, um langfristig ein gutes Ergebnis zu erzielen. Hierzu steht die konventionelle Operation (Teilsaphenektomie) zur Verfügung. Bei dieser OP-Technik wird lediglich das defekte Segment der Vene entfernt, gesunde Venenabschnitte werden erhalten und geschont. Dieser Eingriff wird unter kosmetisch-ästhetischen Gesichtspunkten durchgeführt, so dass nur wenige Schnitte beziehungsweise Stiche erforderlich sind.

Seit einigen Jahren gibt es überdies sogenannte minimalinvasive Verfahren zur Behandlung der Stammvarikosis. Diese OP-Techniken werden auch als endovaskuläre Methoden bezeichnet. Bei dieser Operationsvariante kann auf größere Schnitte verzichtet werden. Das kranke Venenteil wird lediglich durch einen Katheter zum Verschluss gebracht und anschließend vom Körper abgebaut.

Fazit: Generell lässt sich sagen, dass sich die Venenerkrankungen in der Regel gut behandeln lassen. Bei ausgeprägter Veranlagung sind regelmäßige Kontrolluntersuchungen zu empfehlen. Bei entsprechender Therapie erreicht man normalerweise ein ästhetisch und medizinisch funktionell gutes Ergebnis.

Wie lassen sich Thrombosen verhindern - Thromboseprophylaxe

Eine venöse Thrombose ist ein Verschluss von tiefen oder oberflächlichen Venen. In den meisten Fällen sind Beinvenen betroffen. Bleibt eine Thrombose unentdeckt und wird nicht behandelt, kann eine lebensgefährliche Lungenembolie resultieren. Venenthrombosen und Lungenembolien zählen mit 250.000 Erkrankungsfällen pro Jahr in Deutschland zu den häufigsten Erkrankungen. Das Verhindern von Thrombosen wird in der medizinischen Fachsprache auch mit „Thromboseprophylaxe“ umschrieben.

Beim Entstehen von Thrombosen liegen meistens mehre Ursachen gleichzeitig vor.

Langes Sitzen und Bewegungsmangel allgemein kann durch einen verlangsamten Blutfluss in den Venen Thrombosen begünstigen. Erweiterte tiefe Venen oder Klappenschäden nach abgeheilten Thrombosen verursachen venöse Stauungen. Ausgeprägte Krampfadern lassen das Blut in das oberflächliche Venensystem zurückfliesen. Hier wird das tiefe Venensystem durch Rückstauungen in die oberflächlichen Venen zusätzlich belastet.

Akute und chronisch entzündliche Erkrankungen führen zu einer Aktivierung der Blutgerinnung und Steigern das Thromboserisiko. Bei längerer Bettlägerigkeit werden Thrombosen zusätzlich begünstigt. So erklärt sich wahrscheinlich auch das gehäufte Auftreten von Thrombosen bei der Coronavirus Erkrankung bzw. Covid-19 Patienten.

Bei der Einnahme von Hormonen/der Pille bewirkt der Östrogenanteil eine leichte Steigerung der Blutgerinnung. Vor allem die Kombination mit anderen Risikofaktoren, wie Rauchen oder angeborene Gerinnungsstörungen sollte beachtet werden.

Angeborenen Gerinnungsstörungen liegen häufig bei spontan auftretenden Thrombosen ohne erkennbare Ursache vor. Eine vererbbare Gerinnungsstörung betrifft den Faktor V der Blutgerinnung. Diese Faktor V Mutation ist bei 5 % der Bevölkerung in Europa anzutreffen. 2 % der Bevölkerung sind Träger der Prothrombin Mutation, eine weitere angeborene Gerinnungsstörung mit vermehrter Thromboseneigung. Vererbbare Thromboseneigungen können nur durch eine spezielle Labordiagnostik, der sog. Thrombophilie-Untersuchung, nachgewiesen werden.

Operationen und Verletzungen tragen durch eine eingeschränkte Beweglichkeit oder durch eine direkte Aktivierung der Blutgerinnung zur Erhöhung des Thromboserisikos bei. Übergewicht, Flüssigkeitsmangel und auch Krebserkrankungen sind als weitere Ursachen zu nennen.

Hierzu stehen heute verschiedene blutgerinnungshemmende Medikamente zur Verfügung. Am häufigsten werden zu Beginn der Behandlung niedermolekulare Heparine eingesetzt. Diese Medikamente werden als Bauchspritzen verabreicht. Weitere blutverdünnende Medikamente stehen in Tablettenform zur Verfügung. Hier stehen sog. Vitamin-K Antagonisten und Medikamente aus der Gruppe der modernen Antikoagulantien (sog. NOAK) zur Verfügung. Über Art und Dauer der Behandlung muss individuell entschieden werden.

Alle Bewegungen der Beine unterstützen sehr effektiv den venösen Rückstrom aus den Beinen. Schnelles Gehen, Walken, Joggen, Radfahren - die klassischen Ausdauersportarten – pumpen das Blut aus den Beinvenen zum Herzen und führen zu einer aktiven Entstauung der Beine. Dieser Effekt wir auch als Wadenmuskelpumpe bezeichnet.

Wichtig bei der Verhinderung von Thrombosen ist das Tragen von Kompressionsstrümpfen. Diese unterstützen durch den Gewebedruck den venösen Rückfluss und verhindern auch Anschwellen der Beine. Auch sind sie ein wesentlicher Bestandteil bei der Behandlung von akuten Thrombosen. Im Fachhandel werden neben medizinischen Kompressionsstrümpfen auch Reisetrümpfe oder modische Stützstrümpfe angeboten, diese Produkte besitzen eine geringere Kompressionswirkung.

Nach einer ausbehandelten Venenthrombose oder bei bekannten Risikofaktoren ist ggf. in besonderen Situationen eine medikamentöse Thromboseprophylaxe ratsam. So zum Beispiel bei sehr langen Autofahrten, auf Langstreckenflüge etc.

Bei besonderer Belastung der Beine, bei langem Stehen und Sitzen, sind regelmäßige Bewegungen der Sprunggelenke, eine sog. Wadenmuskelgymnastik, zu empfehlen. Kalte Bäder und Güsse und das Wasserstreten nach Kneipp entstauen die Beine und sind wohltuend.

Zum Schutz vor Thrombosen können und sollen ihnen die Tipps rund um die Beinvenen helfen. So lassen sich das unangenehme Anschwellen der Beine auf der Reise in den Urlaub oder auch das Entstehen von Thrombosen verhindern.

Eine Thrombosegefährdung ist nicht direkt zu erkennen. Ausgedehnte Krampfadern, chronische Hautveränderungen am Unterschenkel, stark geschwollene Beine oder auch anhaltende Stauungsbeschwerden sind ein Hinweis auf Venenerkrankungen und sollten abgeklärt werden. Plötzlich auftretende Wadenschmerzen können die Vorboten einer Thrombose sein. Gehäufte Thromboseereignisse in der Familie können auf das Vorliegen einer vererbte Gerinnungsstörung hinweisen.

Bei Beschwerden im Unterschenkel, vor allem mit Schwellneigung sollte immer eine möglichst zeitnahe Abklärung mit einer Ultraschalluntersuchung erfolgen. Vor allem bei einem plötzlichen Beginn der Beschwerden. Je schneller die Therapie einsetzt, umso besser ist auch die Prognose.

Wenn Thrombosen in einem frühen Stadium erkannt werden und eine Therapie rasch eingeleitet wird, sind die entstanden Schäden am Venensystem fast immer komplett reversibel.