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Schonende Therapieverfahren bei Venenleiden

Das Krankheitsbild der Varikosis, im Volksmund auch als Krampfadern bezeichnet, ist so alt wie der aufrechte Gang des Menschen, denn darin liegt die Ursache dieses Volksleidens. Die älteste Abbildung eines Menschen mit einer Varikosis am Unterschenkel stammt aus einem griechischen Tempel aus der Zeit um ca. 400 vor Christus.

Das venöse Blut aus den Beinen kann aufgrund einer, meist vererbten, Venenwand- oder einer Venenklappenschwäche in das oberflächliche Venensystem der Beine zurückstauen. Über einen relativ hohen Druck in den dadurch auffüllten Venen in der Unterhaut und Haut werden Krampfadern sichtbar. Je nach dem Stadium der Erkrankung können diese varikösen Venen entsprechende Beschwerden verursachen. Hierzu zählen Juckreiz, Hautveränderungen mit Pigmenteinlagerung bis hin zu einem Ekzem oder einem Ulcus, dem sogenannten offenen Bein.

Eine hilfreiche operative Therapie mit Entfernung der stauungsverursachenden Stammvene wurde erstmalig von dem amerikanischen Chirurgen William Babock in New York im Jahre 1908 durchgeführt und publiziert. Dieses sogenannte Stripping-Verfahren (engl. to strip = herausziehen, abstreifen) wurde im Lauf der Zeit stetig modifiziert, verbessert und weiter verfeinert. Diese OP-Technik gilt auch weiterhin als Standardverfahren in der Therapie der Stammvarikosis.

Im Zuge der Entwicklung neuer diagnostischer Methoden, vor allem der sogenannten Farb-Duplex-Sonographie, kam es zu einem besseren anatomischen und pathophysiologischen Verständnis des Krankheitsbildes der Varikosis. Unter Verwendung der Farb-Duplex-Sonographie können die tiefen Venen, Unterhautvenen und Krampfadern direkt sichtbar gemacht und die Flussverhältnisse des Blutes dargestellt, untersucht und exakt beurteilt werden.

Ferner wurden durch Forschung und Entwicklung in der Medizintechnik neuartige Therapieansätze in der Krampfader-Behandlung ermöglicht. Statt die stauungsverursachende Vene zu entfernen, wird diese an Ort und Stelle belassen und gezielt thermisch geschädigt und damit stillgelegt, was einer Entfernung der so behandelten Vene prinzipiell gleichzusetzen ist. Die Vene wird innerhalb von wenigen Monaten vom Körper abgebaut und verschwindet somit unsichtbar aus dem Bein.

Im Jahr 1998, am Ende des letzten Jahrhunderts, leisteten einige Venenspezialisten/Phlebologen eine wichtige Pionierarbeit für viele heutige Patienten. Erstmals führten sie eine spezielle Lasersonde in die stauungsverursachende Vene am unteren Ende ein und platzierten diese unter Ultraschall-Kontrolle am oberen Ende der zu behandelten Vene. Anschließend erfolgte eine gezielte thermische Schädigung der Venenwand durch Laserbestrahlung der Venenwand. Erstmalig kam hier ein Laser-Katheter-System in der Behandlung des Krampfaderleidens weltweit zum Einsatz. Weiterentwicklungen des Lasers durch Veränderungen der Wellenlänge des abgestrahlten Lichtes und durch Modifikationenen der Sondenspitze führten zu immer besseren Resultaten. Die Ergebnisse wurden im Rahmen von internationalen Studien untersucht und publiziert. Ferner wurden fast zeitgleich technisch davon unterschiedliche Katheter-Systeme entwickelt, welche mit direkter thermischer Hitzeabgabe oder Hochfrequenzstrom an der Sondenspitze arbeiten. Durch stetige Veränderungen der Laser-Sonde und anderer Katheter-Systeme können heute in der Hand des erfahrenen Verwenders hervorragende Ergebnisse erreicht werden.

Die so behandelten Patienten profitieren von einem deutlich höheren Komfort des OP-Ablaufes und danach. Es kann mit kürzeren Arbeitsausfallzeiten gerechnet werden, meist bestehen geringere postoperative Beschwerden, der Eingriff kann immer ambulant erfolgen, die notwendigen Kompressionszeiten sind kürzer und es sind weniger Patientenkontakte anschließend notwendig. Somit ist der Begriff einer schonenden Therapie hier passend. In der Medizin werden schonende Verfahren häufig auch mit dem Begriff minimal-invasiv bezeichnet. Auch diese Beschreibung trifft für dieses Therapieverfahren zu, den es kann komplett auf Schnitte verzichtet werden: die neuen kathetergestützen Verfahren hinterlassen fast keine Narben. Zudem kann die Behandlung auch ohne Vollnarkose, in reiner Lokal-Anästhesie oder zusätzlich in Analgosedierung, dem sogenannten Dämmerschlaf, durchgeführt werden.

Grundsätzlich ist die Erfahrung des Anwenders sehr entscheidend für das Ergebnis und langfristige Resultat. In Kombination mit einer späteren Verödungstherapie können beste Resultate medizinisch und funktionell sowie kosmetisch-ästhetisch erreicht werden. Nach wie vor gehört aber auch das konventionelle Stripping-Verfahren zum dem festen Therapiestandard in der Behandlung der Varikosis. Die Methode wird von vielen Anwendern weiter traditionell und in erfahrener Weise durchgeführt und ergibt sehr gute Resultate.