Diagnostik bei Varikosis/Krampfadern
Die moderne Beinvenendiagnostik erfolgt mit Ultraschall. Der heutige Goldstandard ist die duplexsonographische Untersuchung. Bei der Abklärung von venösen Stauungen bzw. ödematösen Schwellungen der Beine werden das oberflächliche und tiefe Venensystem systematisch gescannt. Hochauflösende moderne Ultraschallbilder liefern präzise Einblicke in das Bein, so dass andere Untersuchungsmethoden wie z.B. die Phlebographie (Röntgendarstellung der Beinvenen mit Kontrastmittel) fast gar nicht mehr eingesetzt werden müssen. Bei speziellen Fragestellungen, wie etwa Fehlbildungen des tiefen Venensystems oder technisch schwer einsehbaren tiefen Venen, kann diese Untersuchungsmethode auch heute noch in vereinzelten Fällen zur Anwendung kommen.
Der Begriff Duplexsonographie beschreibt die Kombination von zweidimensionalen Schnittbildern des Gewebes (längs oder quer) mit den erfassten Gefäßen in Schwarzweiß (B-Mode). Erfolgt die Zuschaltung einer Farbcodierung kann der Blutfluss farbig sichtbar gemacht werden, sog. Duplex Mode. Wird noch eine Dopplerableitung hinzugenommen spricht man vom sogenannten Triplex Mode. Der Blutfluss wird hier noch graphisch dargestellt und erlaubt eine morphologische Interpretation. Zusätzlich kann das Signal akustisch verstärkt und hörbar gemacht werden. Der besondere Kurvenverlauf lässt Rückschlüsse auf bestimmte Schädigungen der Venenklappen im tiefen und oberflächlichen Venensystems zu und wird auch zur Einschätzung des Schweregrades von venösen Stauungen verwendet.
Bei der speziellen Untersuchung auf Krampfadern, wird gezielt auf venöse Stauungen aus dem tiefen Venensystem in das oberflächliche Venensystem hin untersucht. Es werden die Vorderseite und Innenseite der Beine und anschließend die Rückseite untersucht. Zuerst wird die Vena saphena magna ab dem Unterschenkel bis zur Leistenregion im Verlauf dargestellt und überprüft. In der Leistenregion befindet sich eine besonders bedeutsame Einmündung in das tiefe Venensystem, die sogenannte Crosse. Der Begriff Crosse beschreibt die bogenartige Form dieser Einmündung (frz. Crosse – Bischofsstab). Viele venöse Stauungen in das oberflächliche Venensystem nehmen hier ihren Ursprung und beginnen zunächst mit einer einzelnen undichten Venenklappe, der sogenannten Crosseninsuffizienz. Werden weitere Venenklappen nach und nach geschädigt, so besteht eine Stammveneninsuffizienz. Eine Stauung bis in den Unterschenkel mit sichtbaren Krampfadern (Varikosis) wird als Stammvarikosis bezeichnet. Die kürzere Vena saphena parva verläuft ab dem Außenknöchel nach oben an der Rückseite des Unterschenkels und mündet in den meisten Fällen in Höhe der Kniekehle in das tiefe Venensystem. Die Einmündung der Vena saphena parva weist ganz besonders viele Variationen auf. So kann diese Einmündung auch weiter oben an der Rückseite des Oberschenkels oder über die Verbindung zur Vena saphena magna in das tiefe Venensystem erfolgen. Anschließend werden weitere isolierte Verbindungsvenen zum tiefen Venensystem, sog. (Perforansvenen) aufgesucht und ggf. dokumentiert. Die defekten Venenabschnitte in der Vena saphena magna und/oder Vena saphena parva werden in einer Stadieneinteilung nach Hach klassifiziert und vom klinischen Ausprägungsgrad nach der CEAP Einteilung beschrieben und dann als Befund fixiert und dokumentiert. So können später Befunde im Verlauf bei einer Kontrolluntersuchung verglichen werden. Eine Zunahme der Stauung bzw. des dokumentierten Befundes im zeitlichen Verlauf kann so beurteilt und nachvollzogen werden.
Neben den oberflächlichen Venen werden auch die tiefen Venen systematisch untersucht. Die Hauptvenen des Beines werden auf Durchgängigkeit überprüft und es wird untersucht ob Rückstauungen im tiefen Venensystem (sog. tiefe Leitveneninsuffizienz) oder mögliche Veränderungen nach einer tiefen Venenthrombose vorliegen. Auch anatomische Besonderheiten können auf diese Weise festgestellt werden, z.B. Erweiterungen der tiefen Hauptvenen oder Muskelvenen. Eine sehr dezidierte Untersuchung des tiefen Venensystems erfolgt bei dem Verdacht auf eine tiefe Beinvenenthrombose, bei einer behandelten tiefen Venenthrombose, bei besonderen Auffälligkeiten, Kontrolluntersuchungen nach Thrombosen oder bei sehr ausgeprägten Krampfadern.
Eine rein klinische Inspektion von außen liefert nicht die entscheidenden Informationen. Ergänzt wird die Untersuchung daher auch durch eine zusätzliche Inspektion der Haut. Bestehen Schwellungen, Lymphödeme, sind Besenreiser, Krampfadern oder für venöse Stauungen typische Hautveränderungen wie Pigmenteinlagerungen oder stauungsbedingte Ekzeme zu erkennen? Bestehen seitendifferente Befunde?