Die weltweit modernste Therapie zur Behandlung des Krampfaderleidens ist die Radiallasermethode. Eine revolutionäre Idee zur Therapie von Krampfadern, die Verwendung von Laserlicht zum Verschluss der varikösen Venen, wurde 1998 erstmalig von Dr. Carlos Boné Salat in Spanien durchgeführt und im Laufe der Zeit ständig weiterentwickelt. Die Herstellung von Lasergeneratoren wurde erst durch Forschungen und Erkenntnisse von Max Planck mit erstmaliger Beschreibung der Lichtquanten (im Jahr 1900) und Albert Einstein mit der Erklärung des Photoeffekts (1905) sowie mit der theoretischen Vorhersage der stimulierten Emission (1915) möglich. Mit dem Begriff LASER wird das zugrundeliegende physikalische Prinzip beschrieben: light amplification by stimulated emission of radiation. Die erwähnten Grundlagenforschungen im Gebiet der Quantenphysik haben revolutionäre Therapien in vielen unterschiedlichen Fachgebieten der Medizin ermöglicht.
Das Prinzip des Lasers bei der Behandlung von Krampfadern ist genial. Ein Lichtstrahl trifft zirkulär auf die Venenwand, die Energie des Lichts wird von Wassermolekülen in der Venenwand absorbiert und direkt in Wärme umgewandelt. Die Absorption der Laserenergie ist abhängig von der Wellenlänge des Lichts. Der Effekt erwirkt bei der Bestrahlung mit Laserlicht durch die entstehende Wärme eine gezielte Denaturierung der Proteine in der Venenwand. Die behandelten Venen lassen sich gezielt verschließen und werden von körpereigenen Zellen im Laufe einer bestimmten Zeit komplett abgebaut. Krampfadern verschwinden also, ohne dass sie überhaupt entfernt werden müssen.
In den letzten Jahren stellte sich heraus, dass bei Verwendung von längeren Wellenlängen im nahen infraroten Spektrum (NIR = near infrared) bessere Ergebnisse erreicht werden können. Vor allem im Vergleich mit den zu Beginn eingesetzten energiereicheren kürzeren Wellenlängen. Parallel hierzu wurde durch Optimierung der Faserherstellung der Einsatz von noch dünneren Glasfasern mit gleichzeitig hoher Materialstabilität möglich.
Durch geringere Sonden-Durchmesser ließen sich die Laserkatheter über Punktionsnadeln - identische Nadeln werden für das Anlegen einer Infusion verwendet werden - in die Venen einführen. Bei dieser speziellen Technik bleiben keine sichtbaren Narben zurück. Es kann prinzipiell jede Vene, die gezielt punktiert werden kann, mit dem Laser bestrahlt und verschlossen werden. Somit können Seitenäste bzw. sichtbare unschöne in der Haut liegende Krampfadern größtenteils an einem Termin behandelt und dadurch beseitigt werden. Ausgeprägte Befunde eignen sich - bei entsprechender Erfahrung - ideal für diese Methode und profitieren ganz enorm von dieser schonenden Behandlungsmethode.
Die weiterentwickelte radiale Abstrahlung des Laserlichts an der Faserspitze ersetzte die axiale Abstrahlung, die bei der sog. „bare Fiber“ an der Spitze abgegeben wird (eine bare Fiber entspricht einer glatt abgeschnittenen Glasfaser). Bare Fiber Fasern wurden anfänglich bei der Behandlung von Venen ausschließlich eingesetzt. Der Laserstrahl trifft hier punktuell auf die Venenwand und ist mit dem geradeaus gerichteten Strahl einer Taschenlampe vergleichbar. Beim radialen Abstrahlkonzept wird das Licht am Glaskopf der Faserspitze zirkulär ausgesendet. Die Wirkung im Gewebe ist durch die gleichmäßigere zirkumferente Verteilung auf die Venenwand schonender und reduziert unerwünschte Nebenwirkungen. Eine auf 2 Ringe gesplittete zirkuläre Lichtabstrahlung verbessert den Effekt nochmals zusätzlich (bei gleicher Laserleistung reduziert sich die lokale Photonendichte oder Energiedichte des Lichtstrahls). Anfänglich sind bei der Nutzung der bare Fiber Fasern punktuell hohe Energieleistungen aufgetreten. Verbunden mit der Gefahr von Gewebsverletzungen bis hin zu Verbrennungen.
Das ursprüngliche Prinzip der Lasertherapie bei der Behandlung von Krampfadern blieb bei der beschriebenen Weiterentwicklung ansonsten unverändert. Unter kontinuierlichem Rückzug der Sonde wird die zu behandelnde Vene durch das Laserlicht und die damit entstehende thermische Wirkung verschlossen. Die Lage der Sondenspitze und die Reaktion des Gewebes auf die Laserbestrahlung wird während der Behandlung mit Ultraschall kontrolliert. Hier sind hochauflösende Ultraschallgeräte mit einer besseren Bildqualität und Auflösung von Vorteil. Die benötigte Energie ist im Wesentlichen vom Durchmesser der Vene, der Dicke der Venenwand und der Ausdehnung des Befundes insgesamt abhängig. So wird bei einfachen Behandlungen bzw. geringeren Venendurchmessern weniger Energie aufgewendet. Bei sehr ausgeprägten Krampfadern, muss entsprechend mehr Energie lokal und insgesamt abgegeben werden, um einen sicheren Verschluss zu gewährleisten. Dies ist ein entscheidender Faktor für den nachhaltigen und langfristigen Erfolg.
Die Wellenlänge des verwendeten Laserlichts ist ein weiterer entscheidender Parameter für das Behandlungsergebnis. Die abgestrahlte Energie sollte ihre Wirkung an der Venenwand gezielt entfalten können ohne das umgebende Gewebe (Haut, Nerven, Unterhaut) zu verletzten. Eine optimale Energieabsorption führt zu besseren Verschlussraten. Lasergeneratoren der ersten Generation benutzen kürzere Wellenlängen (höheren Frequenzen) im Bereich von 810 bis 980 Nanometer. Dieses Licht hat eine hohe Absorption im Bereich von Hämoglobin (dem roten Blutfarbstoff) und ist deutlich energiereicher als längere Wellenlängen im nahen infraroten Spektrum (die Energie der Photonen ist direkt proportional zu ihrer Frequenz, gemäß dem Energiesatz der elektromagnetischen Strahlung). Bestimmte Wellenlängen im infraroten Bereich - wie die heute verwendeten 1470 und 1940 Nanometer - zeigen Absorptionsmaxima im Bereich von Wasser. Erfahrungen der letzten Jahre haben gezeigt, dass bei der Lichtabsorption durch Wassermoleküle eine noch günstigere Wirkung in der Venenwand erreicht werden kann. Die Energieabsorption durch Wasser ist bei der Wellenlänge 1940 Nanometer circa vierfach höher als bei 1470 Nanometer. Gleichzeitig wird eine Gewebeschädigung außerhalb der Vene noch unwahrscheinlicher, da das Laserlicht durch die Tumeszenz Lösung im Gewebe noch stärker absorbiert wird (die Tumeszenz Lösung besteht fast nur aus Wasser!). Eine verbesserte Energieabsorption durch Wasser reduziert mögliche Nebenwirkungen, wie eine Hitzeschädigung der umgebenden Gewebestrukturen. Gleichzeitig wird die Behandlung sehr oberflächlicher Venen möglich. Voraussetzung ist ein ausreichender Schutz durch die injizierte Tumeszenz Lösung. Werden sehr oberflächliche Venen behandelt, können vorübergehende Verhärtungen und Pigmentierungen in der Unterhaut oder Haut auftreten. Diese bilden sich im Laufe der Zeit komplett zurück.
Um den Kontakt der Sondenspitze mit der Venenwand zu verbessern und das Bindegewebe vor der Hitzewirkung zu schützen, muss direkt vor der Laserbestrahlung ausreichend Flüssigkeit (Tumeszenz Lösung) um die zu behandelnde Vene injiziert werden. Als Basis dient physiologische Kochsalzlösung (Standard-Infusionslösung / 0,9% NaCl). Der Lösung wird häufig ein Lokalanästhetikum zugesetzt (Tumeszenz-Lokalanästhesie, abgekürzt mit TLA). Dadurch lassen sich eventuell auftretende Schmerzen durch die Hitzeentwicklung im Gewebe bei aktiviertem Laser noch besser ausgeschalten. Bei Verwendung von gekühlten Lösungen lässt sich die Wärmeentwicklung um die Vene zusätzlich reduzieren. Lediglich die Punktionen, welche zum Einführen der Faser benötigt werden, und Punktionen, die für das Injizieren der Tumeszenz-Lösung notwendig sind, bleiben spürbar und sind mitunter schmerzhaft. Bei Behandlung sehr ausgedehnter Befunde werden entsprechend mehr Punktionen benötigt. Da wir bei diesem Verfahren fast ausschließlich dünne Fasern verwenden, sind keine zusätzlichen Stiche/Schnitte/Inzisionen notwendig. Alle defekten Venen werden, soweit technisch möglich, auf einmal behandelt: Dadurch entstehen keine sichtbaren Narben.
Im Sinnen eines optimalen Komforts für Patienten ist dieser Eingriff nur unter Gabe von Medikamenten zur Schmerzlinderung angenehm. Bei einfachen Befunden kann auch auf eine systemische Anästhesie gänzlich verzichtet werden. Dies ist abhängig vom individuellen Schmerzempfinden bzw. der Schmerztoleranz und der Befundausprägung. Wir führen den Eingriff meistens mit Anästhesie durch. Bei einer intravenösen Anästhesie kann die Behandlung, gerade bei ausgedehnten Befunden, ideal, schmerzfrei und entspannt für die Patienten erfolgen. Im Anschluss an die Laserbehandlung haben Sie keine relevanten Schmerzen oder Beschwerden. Sie können schmerzfrei gehen, dürfen aber, wenn der Eingriff mit einer Anästhesie erfolgte, nicht selbst mit dem Auto nach Hause fahren. Im Anschluss erfolgen Kontrolluntersuchungen, bei denen das Ergebnis mit Ultraschall überprüft und eventuell verbliebene Restvenen oder kleinere Seitenästen verödet werden. Diese standardisierten Kontrolltermine werden Ihnen nach der Behandlung mitgeteilt und sind sehr wichtig um ein gutes Langzeitresultat zu garantieren und Rezidiven vorzubeugen.
Kurz zusammengefasst: die heute verfügbaren Laserfasern haben die geringsten Durchmesser aller zurzeit für eine Venentherapie verfügbaren und zugelassenen Katheter. Zum Einführen des Lasers sind Punktionen mit einfachen Infusionskanülen ausreichend. Es entstehen keine sichtbaren Narben. Nahezu alle erkrankten Venensegmente und Seitenäste können behandelt werden. Zusätzliche Schnitte oder Stiche zur Entfernung von Seitenästen sind nicht notwendig. Somit lassen sich kosmetisch ideale Ergebnisse erreichen. Damit Sie sich die Möglichkeiten dieser speziellen Methode besser vorstellen können, haben wir unter der Rubrik 'Behandlungsbeispiele' zahlreiche Fälle zur Anschauung dargestellt.
Wie bei allen medizinischen Verfahren ist die individuelle Erfahrung mit der Methode für das Ergebnis ganz entscheidend. Wir sind ein internationales Referenzzentrum für die Lasertherapie der Varikosis und für die Methode hoch spezialisiert. In Pforzheim verwenden wir bereits seit 2019 Lasergeneratoren der neusten Generation, welche die Wellenlänge 1940 Nanometer erzeugen. Die Faser ELVeS® Radial® swift 2ring der Firma Biolitec wurde in Pforzheim weltweit erstmals eingesetzt.