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Aktuelle Information zur Covid 19

Covid-19-Impfstoffe und Thrombose

Die Immunisierung gegen das Corona Virus ist ein entscheidender Bestandteil in der Strategie zur Bekämpfung der Pandemie. Wir unterstützten die Impfaktion aktiv soweit möglich und sind selbst alle geimpft.

Nach der Impfung gegen Covid-19, vor allem bei Verwendung der Vector-Impfstoffe von AstraZeneca, sind bestimmte seltene Thrombosen der Gehirnvenen (sog. Sinusvenen Thrombosen) statistisch signifikant häufiger aufgetreten. Im Zusammenhang mit dieser Komplikation wurde auch ein plötzlicher Abfall der Blutplättchen (Thrombozyten) nachgewiesen. Dies wird mit einer allergischen Reaktion der Thrombozyten einer sog. Immun-Thrombozytopenie erklärt. Diese seltene Komplikation ereignete sich vor allem bei jungen Frauen. Durch diese Komplikation wurde der Einsatz dieses und ähnlicher Impfstoffe immer weiter reduziert. Auch die MRNA Impfstoffe werden mit einem leicht erhöhten Thromboserisiko in Verbindung gebracht, in jedoch weit geringerer Ausprägung.

Aufgrund des erneuten deutlichen Anstiegs der Infektionszahlen im Herbst 2021 und der überzeugenden Wirkung der MRA Impfstoffe, vor allem des MRNA Vakzins von Biontech, sind viele Menschen verunsichert ob eine Impfung generell bzw. eine Booster Impfung bei Ihnen sinnvoll wäre.

Es erreichen uns wieder vermehrte Anfragen zur Impfung allgemein, dem individuellen Risiko einer tiefen Venenthrombose in Verbindung mit einer Covid-19 Impfung oder welcher Impfstoff bei einer bereits erlittenen Thrombose verwendet werden sollte.

Um Ihnen die Beantwortung dieser Fragen zu erleichtern möchten wir Ihnen zunächst einige allgemeine Informationen zum Sachverhalt geben:

Das Thromboserisiko wird grundsätzlich durch mehrere Faktoren bestimmt:  Dem angeborenen Thromboserisiko (1) und dem erhöhten Risiko in Verbindung mit bestimmten Erkrankungen sowie durch spezielle thrombosefördernde Faktoren und Situationen (2). Bei akut auftretenden Thrombosen liegen meistens mehrere Ursachen in einer speziellen Kombination vor.

Ein Hinweis auf eine angeborene oder erworbene Thromboseneigung ist vor allem eine plötzlich auftretende ungetriggerte Thrombose ohne erkennbare Ursache. Der medizinische Fachbegriff Thrombophilie bezeichnet ganz allgemein eine vermehrte Thromboseneigung.

Davon abgesehen werden bei der seltenen Thrombose der Gehirnvenen (Sinusvenenthrombosen) nach der Impfung mit AstraZeneca andere Mechanismen für deren Entstehung diskutiert (3).

  1. Ein angeborenes erhöhtes Thromboserisiko kann bei genetischen Veränderungen der Gerinnungsfaktoren vorhanden sein und weitervererbt werden. Dazu zählen vor allem die Mutationen des Faktors V der Blutgerinnung (Häufigkeit in Europa: heterozygote Träger ca.: 5%) und die Prothrombin Mutation (heterozygote Träger ca.: 2%). Diese Thromboseneigungen werden vererbt und können nur durch eine spezielle genetische Untersuchung (eine sog. Thrombophilie-Diagnostik) bei einem Hämostaseologen (Labormediziner für Gerinnungsdiagnostik) nachgewiesen werden.
  2. Viele externe und variable Faktoren können die Blutgerinnungsneigung aktivieren bzw. das Risiko einer Venenthrombose erhöhen. Dazu zählen auch einige spezielle Infektionserkrankungen. Bei entzündlichen Erkrankungen kann durch immunologische Vorgänge die Blutgerinnung aktiviert werden. Auch eine Impfung mit einer gewünschten Immunreaktion kann hier dazurechnet werden, genau wie der Verlauf einer Covid-19 Erkrankung selbst. Bei Autoimmunerkrankungen kann eine vermehrte Thromboseneigung auftreten. Hierzu zählt besonders das Antiphospholipid-Syndrom (APS). Bei dieser Autoimmunerkrankung richten sich körpereigene Antikörper gegen Phospholipide und bestimmte Proteine. Das Antiphospholipid-Syndrom ist meistens nur vorübergehend im Blut nachweisbar, ist allerdings mit einer sehr starken Thromboseneigung assoziiert. Weitere Risikofaktoren für Thrombosen sind: höheres Lebensalter, Gewebsverletzungen (Operationen, Verletzungen), Bewegungsmangel oder Immobilisation, Langstrecken-Flüge/Reisen, Einnahme der Pille, bzw. von östrogenhaltigen Hormonpräparaten und auch Schwangerschaften. Bei jungen Frauen ist vor allem die Einnahme der Pille in Kombination mit Rauchen und einer eventuell vorhandenen Gerinnungsstörung eine thrombosefördernde Konstellation. Diese besondere Risikokonstellation erklärt möglicherweise auch die vermehrten Komplikationen nach Impfungen mit dem AstraZeneca Impfstofff.
  3. Eine weitere mögliche Ursache für die Entstehung von Thrombosen nach einer Covid-19 Impfung, speziell mit dem Impfstoff von AstraZeneca (bzw. bei der Anwendung von Vector Impfstoffen allgemein) ist eine Antikörperbildung gegen Thrombozyten (Blutplättchen), eine Immun-Thrombozytopenie. Diskutiert wird eine mögliche allergische Reaktion durch die Immunstimulation, der Mechanismus ist derzeit nicht ausreichend geklärt, scheint aber dem Verlauf eines HIT Typ II zu entsprechen. Ähnlich wie bei einem HIT traten die beschrieben Sinusvenenthrombosen nach Impfung zeitverzögert (nach ca. 4 bis 16 Tagen) auf und waren begleitet von einem Abfall der Thrombozyten.
    Bei einer heparin-induzierten Thrombozytopenie bewirkt eine Bildung von körpereigenen Antikörpern gegen Thrombozyten und Plättchenfaktor 4, eine Verklumpung der Blutplättchen im vor allem venösen Gefäßsystem und verursacht Thrombosen. Verbunden mit einem starken Abfall der messbaren Anzahl der Thrombozyten im Blut, was als Thrombotytopenie bezeichnet wird. Dies kann nur mit einer Blutentnahme im Blutbild nachgewiesen werden. Die Reaktion tritt nach Anwendung von Heparinen (Bauchspritzen) zur Gerinnungshemmung auf und wird immer zeitverzögert zur Applikation, ca. 4 bis 14 Tage nach der Verabreichung beobachtet.

Ist bei Ihnen ein erhöhtes Thromboserisiko bekannt? Sind bei Ihnen bereits Thrombosen ohne erkennbare Ursachen aufgetreten oder besteht eine bekannte kombinierte Risikokonstellation? In diesem Fall sollten Sie dies vor der Planung der Impfung mit ihrem Hausarzt besprechen. Möglicherweise ist eine kurzfristige blutgerinnungshemmende Medikation nach der Impfung bei bestimmter Risikokonstellation sinnvoll.

Treten zeitverzögert (ca. 4 Tage nach der Impfung) unklare Beschwerden auf (starke anhaltende Kopfschmerzen, Schwindel, Sehstörungen, Beinschwellungen, punktförmige Hautblutungen), dann sollten Sie dringend einen Arzt aufsuchen. Auch bei Verdacht auf eine Venenthrombose, unklare Beinbeschwerden, Wadenschmerzen oder Beinschwellungen sollte eine Abklärung erfolgen.

Bei der Einnahme von blutgerinnungshemmenden Medikamenten als notwendige Dauermedikation (bei Herzerkrankungen, nach einer tiefen Venenthrombose und Lungenembolie oder bei Gerinnungsstörungen) sollen diese nicht vor der Impfung abgesetzt bzw. pausiert werden. Sie sollten dieses aber im Vorfeld mit ihrem Hausarzt besprechen und auch an der Impfstation angeben.

Grundsätzlich ist der Einsatz der Impfstoffe in der Pandemiebekämpfung höchst sinnvoll. Komplikationen lassen sich durch eine sehr gründliche Abwägung ihrer individuellen Risiken und der Auswahl der Impfstoffe und des Zeitpunktes sicher weiter reduzieren. Die Ständige Impfkommission (STIKO) aktualisiert ständig ihre Empfehlungen zum Risiko und der Verwendung der einzelnen Impfstoffe.

Diese Informationen sollen Ihnen beim Verständnis der diversen Informationen in den Medien zur Impfung, Booster Impfung und den angebotenen Impfstoffen helfen.